Kennen wir Erde?
2002 – vor 20 Jahren – erschien ein Buch mit dem Namen „Erde“.
Grüne Schrift auf Erdkrumen, die das Licht streift.
Erde. Elemente des Naturhaushalts Bd. III., Schriftenreihe Forum / Band 11, hg. von Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn, 2002, unter der wissenschaftlichen Redaktion von Bernd Busch.
So sehr auch, zwanzig Jahre später, Sorge über Erde und sensible Aufmerksamkeit für Erde noch dringlichere Aktualität besitzen, so kostbar ist die Bestandsaufnahme mit universellem Ansatz, in ihrer unveränderten Aktualität, in dieser Publikation der Jahrtausendwende.
Erde wird uns fremd, unter Zement und Asphalt verborgen.
Erde ist Boden, auf den wir bauen, der uns nährt, uns erdet im Gefühl und unmittelbar Freude gibt.
Kennen wir Erde, wissen wir, was sie ist, ist 2001 Frage und Antwort im Forum der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland. Zum Symposium kommen Geographen, Geologen, Mineralogen, Literaturwissenschaftler, bildende Künstler. Und die gleichen Fragen, aus verschiedenen Blickwinkeln gestellt, finden schriftliche Bleibe in den Beiträgen des Buchs 2002.
Planet Erde im Werden, Erdboden im Austausch mit den Elementen. Ihren geistigen und kulturellen Speicher nimmt die Kunst wahr.
Im Foyer der Kunst- und Ausstellungshalle setzen 2001 Künstlerinnen und Künstler wie Helmut Dirnaichner, Hamish Fulton, Sheela Gowda, Hans Haacke, Franz John, Till Krause, Ulrich Mertens, Karl Weibl mit ihren Werken Zeichen als Vertreter einer künstlerischen Bewegung, die Erde ins Bewusstsein bringt. Ihre Auseinandersetzung ist im Buch „Erde“ nachzulesen, so wie die Sprachkunst von Brigitte Kronauers Waldheraufbeschwörung.
Zusammen überwinden die Teilnehmer die Trennung zwischen Studiendisziplinen und Blickweisen. Dichterisches Empfinden, sachverständiges Erforschen und Erklären, künstlerische Umsetzung in klarer Entscheidung für eine Erfahrung in Raum und Zeit.
Oft ist das Reden von Erde missbraucht, als ausgelaugter Boden zur Worthülse verarmt.
Die Worte Erde, Landschaft und Natur, was meinen sie uns bei genauerem Hinsehen, wie sehr verändern sie sich, je nach dem wirtschaftlichen, industriellen und technischen Standpunkt, den wir einnehmen. Je nachdem, wie Kultur, Philosophie und Kunst im Lauf der Jahrhunderte ihre Geschichte formen.
Eine Reflexion ad infinitum, da sich die begriffliche Bestimmtheit ständig weiter verändert.
„Schon als Kind habe ich die Erde bewußt erlebt in der Moorlandschaft und als Maler und Bildhauer ist sie meine künstlerische Welt. Ich habe in ihr, in der Erde, den Steinen, den Formen der Natur, alles gefunden, was ich für meinen Ausdruck brauche.“
Helmut Dirnaichner, im Interview mit Manfred Briegel, zitiert aus: „Erinnerung Erde, Ein Interview“, in: Erde. Elemente des Naturhaushalts Bd. III., S. 126 – 130
„In dem Werk ‚Kohle und Lapislazuli‘ (2001) setzt Dirnaichner die Strahlkraft des satten Mittelblau dem lichtaufsaugenden Braun der Kohle entgegen. …
Der schlanke, hohe Zylinder unterstreicht das Moment der Transponierung des Materials Braunkohle. Die Brüchigkeit und Rauheit der gepressten Kohle fordert die Sicht des Betrachters heraus, den Kontrast und dennoch auch die Korrespondenz der beiden, wenn auch unterschiedlich kostbaren, so doch irdischen Materialien zusammen zu sehen. Das spröde Material der Braunkohle bietet in gewisser Weise Widerstand, wodurch es sehr lebendig wirkt.“
schreibt Perdita von Kraft zu den beiden Skulpturen von Helmut Dirnaichner, im gleichen Jahr 2001 als Teil von Dirnaichners langjährigem und großem Projekt „Erinnerung Erde“ in den Brandenburgischen Kunstsammlungen gezeigt.
Perdita von Kraft in: „Helmut Dirnaichner. Erinnerung Erde“, Katalog zur Ausstellung, Brandenburgische Kunstsammlungen Cottbus, hg. von Perdita von Kraft, 2001
Das Buch „Erde. Elemente des Naturhaushalts Bd. III.“, ist Teil einer Reihe von Publikationen über die vier Elemente: Wasser, Feuer, Erde, Luft, erschienen von 2000 bis 2003.
Sie folgen jeweils um ein Jahr auf die Symposien im Forum der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland unter der Leitung von Bernd Busch, die von 1999 bis 2002 stattfanden.
Finden Sie weitere Ausstellungsprojekte und Werkzyklen zum Thema Erde sowie mit interdisziplinärem Ansatz auf dieser Website:
Blogbeitrag zur Ausstellung im Mineralogischen Museum der Universität Würzburg 2021
Blogbeitrag zur Ausstellung in der Deutschen Forschungsgemeinschaft Bonn