Stein Materie Farbe – Helmut Dirnaichner im Dialog mit den Mineralen
Mineralogisches Museum Universität Würzburg
Eine Ausstellung vom 20. Juni – 10. Oktober 2021 verlängert bis 17. November 2021
Künstlergespräch mit Helmut Dirnaichner am 29. September um 17.30 Uhr
Umgeben von den Gesteinen, Erden und Mineralen des Mineralogischen Museums eröffnet die Ausstellung der Werke von Helmut Dirnaichner dem Besucher zwei verschiedene Sehweisen. Denn die Präsentation, kuratiert von der Kustodin des Museums, Dorothée Kleinschrot, wagt das Aufeinandertreffen von zwei genau definierten Positionen: das Aufsuchen von Erden und Gesteinen als Urstoffen, ihre künstlerische Transformation in ein gegenstandsloses, körperhaftes Objekt zum einen, zum anderen die geologische Betrachtungsweise, die anknüpfend an die ausgestellten Skulpturen, Wandarbeiten und Künstlerbücher, ihnen die Vielfalt der Vorkommen, die Gemenge, die Unterscheidung nach farbgebenden, kristallinen, glänzenden Eigenschaften zur Seite stellt und in den präzisen wissenschaftlichen Angaben Entdeckungen andeutet, Brücken zur schöpferischen Erfahrungsweise aufscheinen lässt.
In der Ausstellung zeigt Helmut Dirnaichner Werke aus den Jahren 1983 bis 2020. Die frühen Arbeiten von 1983 mit apulischer Erde und grauer Sumpferde finden sich in Nachbarschaft zur frühen Bodenskulptur »Sedimente« aus dem Jahr 1986, ihren Schichtungen aus grauer Sumpferde aus verschiedenenen Tiefen. Die Basaltskulptur »Vulkan«, geschaffen im Jahr 2002, bei der die aus dem erkalteten Magma entstandene Basaltsäule mit geschöpften Schichten aus Hämatit, Kohle und Zellulose fortgesetzt wird, dialogiert mit den Basaltsäulen aus der Rhön des Mineralogischen Museums. »Zinnober Basalt« 2014, die schlanke Basaltstele mit dem roten, seine Form aufnehmenden Zinnobergestein, steht der schwebenden Rauminstallation »Meteore« mit leuchtendem Lapislazulilanzetten gegenüber.
Erstmals in der Würzburger Ausstellung gezeigt wird das 2020 entstandene Künstlerbuch »Fränkische Trias«, zu dem Helmut Dirnaichner auf Exkursionen mit der Kustodin des Museums, Dorothée Kleinschrot, die unterschiedlichen Gesteine und Erden gesammelt hat: So ist der künstlerische Bezug zu Würzburg und seinem erweiterten landschaftlichen Umfeld, den Schichtungen entlang des Mains, konkret im Ausstellungsraum präsent.
Zur Ausstellung erscheint die Publikation »STEIN MATERIE FARBE, Helmut Dirnaichner«, herausgegeben von Dorothée Kleinschrot und Jan Soldin, Mineralogisches Museum Würzburg, 2021, mit einem Vorwort von Hartwig Frimmel und Beiträgen von Nuria Sanz, Dorothée Kleinschrot, Maria Schabel, Jan Soldin und Helmut Dirnaichner, 96 Seiten.
Wie bei der Ausstellung, ist das Konzept der Publikation interdisziplinär, in Gegenüberstellung der Abbildungen von Werkzyklen und Mineralen und in der Pluralität der Blickrichtungen auf die Kunst Dirnaichners und die Begegnung zwischen Kunst und Geologie. Auf das Grusswort von Prof. Dr. Hartwig Frimmel, Lehrstuhl für Geodynamik und Geomaterialforschung an der Universität Würzburg, zu Mineralen und Gesteinen als aktiven Bestandteilen des künstlerischen Schaffens, folgen die Beiträge von Nuria Sanz, Beauftragte für die Kunstsammlungen der Unesco zur Materie der Farbe und ihrer Wiederentdeckung bei Helmut Dirnaichner im universellen Horizont der Menschheitsgeschichte, Dorothée Kleinschrot, Kustodin des Mineralogischen Museums, mit einem Überblick zu ihren vorangegangenen Ausstellungen zum Thema Geologie-trifft-Kunst und mit dem wissenschaftlichen Beitrag: Wie Farbe in die Minerale kommt, Jan Soldin, Mitherausgeber des Katalogs, schreibt zur kunsthistorischen Verortung des Umgangs zeitgenössischer Künstler mit geologischen Materialien, Maria Schabel beschäftigt sich mit dem gattungsübergreifenden Ansatz von Raum Form Materie und seiner künstlerischen Transformation bei Dirnaichner. Zu dem speziell aus Anlass der Würzburger Ausstellung geschaffenen Künstlerbuch „Fränkische Trias“ ist ein Gedicht von Helmut Dirnaichner zu lesen.
Mineralogisches Museum Universität Würzburg
Am Hubland Süd / Gebäude G1
Öffnungszeiten: Mittwoch und Sonntag 14 bis 17 Uhr