Ein blauer Flügelschlag – Malerei, Objekt, Skulptur
Galerie Markt Bruckmühl
21. Mai bis 2. Juli 2017
Grenzgängertum der Malerei in den Raum
Der Titel der Ausstellung mit Werken von Helmut Dirnaichner – ein blauer Flügelschlag – ist hochpoetisch, aber auch sehr kennzeichnend, weil er ein zentrales Anliegen des Künstlers, Schweres in Leichtes zu verwandeln, in einem Wort erfasst.
Im Akt der Verwandlung bleibt die der Natur entnommene Materie als solche erhalten, wenn auch in einer veränderten Dichte. Die geometrisch umrissenen Träger der neuen Formen, ob Dreieck, Kreis, Ring oder Lanzette in Anlehnung an natürliche Formen wie die des Obstbaumes mit Krone, Astgabel und Schatten treten zurück gegenüber der Schönheit der zu ihrem eigentlichen Leuchten, zu ihrer eigentlichen Farbe, Körnigkeit, Sandigkeit und Mattheit gebrachten aufbereiteten Erde.
(…)
Er ist kein „Natur-Künstler“, schon gar kein naturalistischer Künstler. Ihn interessiert es vor allem, die Natur sichtbar und spürbar werden zu lassen im Kunstwerk, genauer: durch den Prozess des Transfers der Materialien der Natur in die der Kunst. Was er will, ist, aus dem Wachstum der Natur heraus die Quintessenzen zu destillieren und ihnen Gestalt zu verleihen.Wenn man die aus vielen zerriebenen Mineralien in einen Rahmen gesetzten Werke von Dirnaichner als musikalische Notate lesen würde, wäre der Künstler sofort einverstanden. Denn Musik hat für ihn eine immense Bedeutung in seiner Kunst und in seinem Leben. Und wie der Musiker in seiner Performance mit dem Instrument (und noch viel mehr der Komponist) aus einem ewig sich verändernden Fluss Folgen von Augenblicken zu Melodien und Harmonien herausschält, so löst der bildende Künstler in Dirnaichners Kunstauffassung Zeitabschnitte aus den Speichern der Farbsteine und der Farberden heraus und verdichtet sie zu Augenblicken geronnener Vergangenheit und zu Materialien projizierter Zukunft.
Elmar Zorn
aus der Einführungsrede vom 21. Mai 2017